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10 Thesen zur guten Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien #zehnthesen

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Zur Vorbereitung auf den Workshop Wissenschaftskommunikation “Image statt Inhalt?”, organisiert von der VolkswagenStiftung, haben Tobias Wulf, Gesche Schifferdecker und Sascha Foerster zehn Thesen zur guten Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien aufgestellt. Diese Thesen sollten eigentlich der internen Vorbereitung auf den Workshop dienen, wir möchten diese aber heute als Beitrag zur Diskussion um die Standards qualitätsvoller Wissenschaftskommunikation veröffentlichen und diskutieren, ja sogar bearbeiten lassen. Mit sozialen Medien meinen wir Twitter, Facebook, Google+ und andere Dienste, aber besonders Blogs in ihren verschiedenen Formen. Grundlage der Thesen ist die Annahme, dass Wissenschaftskommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und sogar Wissenschaftspraxis in den sozialen Medien nicht mehr einfach auseinander zu halten sind.
Diese 10 Thesen befinden sich auch in diesem Etherpad, in dem sie kollaborativ von jedem ergänzt, verändert und korrigiert werden können.

https://etherpad.mozilla.org/06nDt3TJy7

In den sozialen Medien gelten einerseits die gleichen Regeln für gute wissenschaftliche Praxis wie in allen anderen Publikationsorganen. Andererseits können sich aus Rezipientenperspektive hier private, dienstliche und wissenschaftliche Kanäle vermischen. Dies kann ein Vorteil sein, muss aber bedacht bzw. strategisch geplant werden. In den sozialen Medien macht es Sinn, die Persönlichkeit des Autors in den Vordergrund zu stellen – vor allem, wenn diese einen Zusammenhang zu den Inhalten herstellt. In der Ansprache der Zielgruppe(n) ist ein persönlicher Ton durchaus erwünscht und angemessen. Dies impliziert jedoch keine Abwertung der wissenschaftlichen Inhalte. Statistiken können die Reichweite der verschiedenen Postings deutlich machen, aber Reichweite allein ist kein Kriterium für die Qualität eines Postings. Andererseits bedeutet ein Posting ohne Reichweite verfehlte Kommunikation. Die Stärke der sozialen Medien ist, dass Wissenschaftler selbst ohne weitere Zwischenschritte (wie institutionalisierte Fach- oder Publikumsmedien) zum Sprachrohr werden und so ihre Inhalte direkt kommunizieren können. Soziale Medien sind niedrigschwellig und können schon zu einem frühen Zeitpunkt im Wissenschaftsprozess genutzt werden. So wird der gesamte Prozess abgebildet und nicht nur das wissenschaftliche Ergebnis. Soziale Medien sind eine neue (nachgelagerte) Form der Filterung – die die alten Formen wissenschaftlicher Qualitätssicherung nicht ersetzen will, aber als zusätzliches Instrument angesichts immer unüberschaubarer werdender Massen von Inhalten im Netz für diesen Bereich neben sie tritt. Soziale Medien intensivieren im besten Fall die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und mit der interessierten Öffentlichkeit. Dafür ist aber eine interaktive Nutzung nötig anstelle von einseitigem Senden. Gute Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien arbeitet Hand in Hand mit den klassischen Medien, denn jedes Medium hat seine Stärken und Schwächen, die sich im Idealfall ergänzen. Soziale Medien bedeuten Kommunikation auf Augenhöhe, sie sind mehr Dialog als Monolog. Diese Arbeitsweise verändert auch Prozesse in Organisationen. Die sozialen Medien und die Kommunikation in denselben verändern sich ständig, deswegen sollte man aktuelle Trends und Entwicklungen verfolgen und auf diese eingehen.

Weiterführende Links:

Nach #woem und #siggeneraufruf: Redet miteinander! Über gute Wissenschaftskommunikation, Mein tumblr: http://t.co/kgeETiV1be

— Jens Rehländer (@Jens_Rehlaender) June 18, 2014

Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien. Empfehlungen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen
http://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2014_06_Stellungnahme_WOeM.pdf

Siggener Aufruf
http://www.wissenschaft-im-dialog.de/wissenschaftskommunikation/weiterentwicklung/siggener-aufruf.html

Update 14.07.2014

Die Kommentare und Anregungen aus dem Etherpad habe ich noch mal sortiert und möchte sie nun als vorläufiges Ergebnis in diesen Blogartikel integrieren. Eine Zusammenfassung aller Blogbeiträge zu diesem Thema findet sich hier:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/empfehlungen-fuer-eine-besser-wissenschafts-pr-allerorten/

10 Thesen zur guten Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien #zehnthesen (nach der Bearbeitung)

1. In den sozialen Medien gelten die gleichen Regeln für gute wissenschaftliche Praxis wie in allen anderen Publikationsorganen. Jedoch können sich aus Rezipientenperspektive hier private, dienstliche und wissenschaftliche Kanäle vermischen. Dies kann ein Vorteil sein, muss aber bedacht bzw. strategisch geplant werden.
Anmerkung a:
Der Vorteil hierbei wird in vielen Organisationen noch als Nachteil betrachtet, auch da die internen Regularien fehlen. So muss z.B. bedacht und geregelt werden, ob, wann und warum im Namen der Person oder Institution gepostet wird.
Anmerkung b:
Viele wissenschaftliche Institutionen, die sich im Web 2.0 bewegen, verstehen nach wie vor nicht, dass es hier ein Vorteil sein kann, wenn sich private und berufliche Kanäle vermischen.

2. In den sozialen Medien ist es sinnvoll, die Persönlichkeit des Autors in den Vordergrund zu stellen – vor allem, wenn diese einen Zusammenhang zu den Inhalten herstellt. In der Ansprache der Community ist ein persönlicher Ton durchaus erwünscht und angemessen.
Anmerkung a:
Erst die Verwendung von Ich-Aussagen und die Preisgabe von Persönlichem schafft Vertrauen, das jedoch stört die Kommunikationsprofis, die hier beruflich twittern oder facebooken wollen oder meinen es zu müssen. Warum soll ich, darf ich das, eine persönliche Meinung zu einem hashtag haben? Entsprechend eiertänzlerische Tweets sind daher besonders von großen Organisationen zu finden. Größe der Organisation steht daher in einer umgekehrten Relation zur Zahl der follower. Ausnahme: Medien oder Popstars oder gekaufte Follower. Gleiches gilt für die Beteiligung am Tweeten von Katzen, Eulen, Füchsen und Comicshundenanderer Vorlieben Man muss sich halt mal zum Horst machen, gelleß Wer das nicht will,  sollte abgestimmte seriöse Pressemitteilungen verfassen und soziale Medien soziale Medien sein lassen.).
Anmerkung b:
Den Punkt würde ich weiter nach unten stellen. Hier ist der Gedanke, dass überwiegend Institutionen angesprochen werden, ganz deutlich, denn für eine Wissenschaftlerin ist ein Posting ohne Reichweite noch nicht verfehlt, denn es geht ja auch darum, die eigenen Gedanken zu strukturieren, schreiben zu üben, ein eigenes Archiv aufzubauen  etc.]
Anmerkung b:
Ich möchte Mareike zustimmen, dass man im Web 2.0 zwischen verschiedenen Akteuren und deren jeweiligen Zielen sowie Adressaten in der Wissenschaftskommunikation unterscheiden muss. In jedem Fall ist aber ein anderer, persönlicherer “Ton” gefragt]
Anmerkung c:
Das ist wichtig, greift meiner Meinung nach aber noch zu kurz: Es sollte zu den ersten Schritten gehören, sich Ziele zu setzen und diese zu messen. Nur so kann eine Selbstüberprüfung stattfinden.

4. Die Stärke der sozialen Medien ist, dass Wissenschaftler selbst, direkt und ohne weitere Zwischenschritte (wie institutionalisierte Fach- oder Publikumsmedien) über ihre Forschung kommunizieren können.

5. Soziale Medien sind niedrigschwellig und können schon zu einem frühen Zeitpunkt im Wissenschaftsprozess genutzt werden. So wird der gesamte Forschungsprozess abgebildet und nicht nur das wissenschaftliche Ergebnis.
Anmerkung a:
Auch Crowdsourcing kann in manchen Prozessen frühzeitig sinnvoll sein, z.B. um Umfragen zu verbreiten oder Probanden zu akquirieren.

6. Soziale Medien sind eine neue (nachgelagerte) Form der Filterung – die die alten Formen wissenschaftlicher Qualitätssicherung nicht ersetzen will, aber als zusätzliches Instrument angesichts immer unüberschaubarer werdender Massen von Inhalten im Netz für diesen Bereich neben sie tritt.
Anmerkung a:
Das ist etwas schief formuliert – denn wenn es ohnehin nur um Qualitätssicherung von Netzinhalten geht, braucht man den Hinweis auf klassische Formen nicht und andersrum.
Anmerkung b:
Gemeint ist damit eine Qualitätssicherung und Korrektur von Meldungen durch Austausch von WissenschaftlerInnen in sozialen Netzwerken – zusätzlich zu klassischen Formen der wissenschaftlichen Qualitätssicherung.

7. Soziale Medien intensivieren die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und mit der interessierten Öffentlichkeit. Dafür ist eine interaktive Nutzung nötig anstelle von einseitigem Senden.

8. Gute Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien arbeitet Hand in Hand mit den klassischen Medien, denn jedes Medium hat seine Stärken und Schwächen, die sich im Idealfall ergänzen.
Anmerkung a:
Ja und nein. Online-Kommunikation sollte sich inhaltlich und in der Steuerung von klassischen Medien lösen. Medienbrüche sollten natürlich trotzdem vermieden werden, wo möglich.
Anmerkung b:
Nur als Gedanke? Ich würde “soziale Medien” nicht vs. “klassische Medien” setzen, da hier unterschiedliche Medienbegriffe angesprochen werden. Denn die Süddeutsche Zeitung gehört als Printmedium zu den “klassischen Medien”, bleibt aber auch im Internet ein “klassisches Medium”. Ich würde den Schwerpunkt bei dieser Argumentation eher auf den Kommunikationsbegriff legen und im Bereich der sozialen Netzwerke vielleicht eher von einem neuen Kommunikationsraum sprechen, der neue Kommunikationsformen ermöglicht, die im Idealfall selbstverständlich komplementär zu herkömmlichen Kommunikationsformen existiert. Außerdem wird hier vorausgesetzt, dass “gute” Wissenschaftskommunikation per se Kommunikation via soziale Netzwerke beinhaltet, was ich hier nicht abstreiten möchte, was aber vielleicht beim Vortrag begründet werden sollte?

9. Soziale Medien bedeuten Kommunikation auf Augenhöhe, sie sind mehr Dialog als Monolog. Diese Arbeitsweise verändert auch Prozesse in Organisationen.
Anmerkung a:
Dies [Dialog] gehört in Teilen zu Punkt 7.

10. Die sozialen Medien und die Kommunikation in denselben verändern sich ständig, deswegen sollte man aktuelle Trends und Entwicklungen verfolgen und auf diese eingehen.

_________
Kommentar a (siehe auch Blogkommentar):
Generell tue ich mich mit den Thesen schwer, da hier die Sichtweise von Institutionen und einzelnen Wissenschaftlern vermischt werden. Das funktioniert meiner Meinung nach nicht, da die Interessenslagen sich doch sehr unterscheiden. Der PR- und Öffentlichkeitsarbeitsgedanke ist hier zu stark akzentuiert, der dürfte bei den Forschenden selbst niedriger liegen. Das wäre zumindest meine These. Völlig rausfallen die Bereiche Recherche, Monitoring, auf dem Laufenden bleiben und Diskussion zu einem wissenschaftlichen Thema. Aber gerade das macht die sozialen Medien für uns Wissenschaftlerinnen interessant.

Kommentar b:
Schließe mich voll an – es geht munter durcheinander in den Punkten, was deren Relevanz aus den doch sehr verschiedenen Blickwinkeln heraus betrifft.

Kommentar c:
“Grundlage der Thesen ist die Annahme, dass Wissenschaftskommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und sogar Wissenschaftspraxis in den sozialen Medien nicht mehr einfach auseinander zu halten sind.”
Tatsächlich fiel mir die Trennung zwischen den einzelnen Bereichen schwer. Ich führe das zurück darauf, dass die Grenzen verschwimmen.
— Sascha Foerster

Kommentar d:
Die Akteure sind tatsächlich – zumindest aus Rezipientenperspektive – nicht immer eindeutig zu unterscheiden. Dennoch lässt sich feststellen, dass unterschiedliche Akteure unterschiedliche Interessen verfolgen: Vgl. z. B. PR versus Scienceblogger (http://www.scilogs.de/gute-stube/bloggerstudie2012/)


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